Der bereits seit sechs Jahren übliche Jahresausflug der AWO Auerbach führte vom 22. bis 27. September erstmals in den Norden der Republik. Der Harz war das Reiseziel mit Quartier im CAREA Residenz Hotel Harzhöhe in Goslar-Hahnenklee. Allein das Einsteigen am frühen Montagmorgen war von Regen begleitet.

Während diese Wetterlage der Bergstraße mehrere Tage lang Dauerregen bescherte, war das Thema Regen für die AWO-Senioren spätestens hinter dem Frankfurter Kreuz für den weiteren Verlauf der Reise so gut wie kein Thema mehr. Dafür herrschten allerdings rund um den Brocken, begünstigt von einem zeitweise strammen Ostwind, auch tagsüber zuweilen Temperaturen deutlich unter 10 Grad.

Für die rund 330 Kilometer lange Anreise war von Reiseleiter Horst Knop ein Zwischenstopp in der nordhessischen Metropole Kassel eingeplant. Dazu fuhr der Bus zunächst hinauf zum Standbild des Herkules, dem unübersehbaren Wahrzeichen der Stadt und des darunter liegenden Parks Wilhelmshöhe. Nachdem man den beeindrucken Blick auf die Kaskaden und die sich davor ausbreitende drittgrößte Stadt Hessens genossen hatte, wartete am Bus bereits das zu jeder Fahrt als Entree gehörende Picknick mit Wurst, Weck, Käse und Sekt, abgerundet von zahlreichen Kuchenspenden. Anschließend wurde die Kassler Innenstadt rund um den Theaterplatz erkundet. Einziger Wermutstropfen auf dem weiteren Weg nach Hahnenklee war ein zweistündiger Stau knapp 500 Meter vor der geplanten Autobahnausfahrt. Somit kam man verspätet, aber immer noch rechtzeitig, für die sich jeden Abend wiederholende Schlacht am Büffet im Hotel an.

Clausthal-Zellerfeld stand am 2. Reisetag auf dem Programm. Erstes Ziel war das „Oberharzer Bergwerksmuseum“ im Stadtteil Zellerfeld. Hier konnten sich die Besucher ein beeindruckendes Bild von den Herausforderungen für Mensch und Tier im Bergbau vergangener Zeiten machen. Abgebaut wurden im Harz vornehmlich Erze und Edelmetalle. Nicht minder beeindruckend wie kurios das Interieur der örtlichen Apotheke direkt neben dem Museum. Reizvoll war auch in jeder Hinsicht der Vergleich der schlichten Kirche in Zellerfeld mit der Marktkirche in Clausthal, Deutschlands größter Holzkirche. Letztere war im Juni Opfer eines Brandanschlages geworden, stand glücklicherweise aber seit dem vorausgegangenen Wochenende wieder zur Besichtigung bereit. Das hatte zur Folge, dass die Auerbacher in den Genuss der ersten Kirchenführung seit dem Brand kamen. Der außen ganz in der blauen Farbe der Bergleute gehaltene Kirchenbau beherbergt im Inneren eine kleine, beheizbare „Winterkirche“, die im Rahmen der einstigen Ölkrise eingerichtet worden war. Einer der Höhepunkte dieser Reise war zweifellos der diesen Tag abrundende Besuch der Stabkirche, dem außergewöhnlichen Wahrzeichen von Hahnenklee. Dieses Kleinod besticht durch seine seemännische Bauweise aus „Holzstäben“ und Bohlen ohne Nägel oder Schrauben.

Die Reisegruppe der AWO Auerbach vor der größten Hallenkirche Deutschlands in Clausthal. Leider fehlen einige eifrige Fotografen oder sind nur am Bildrand zu erkennen. (Bild Monika Klein)

Die nächsten drei Tage waren von französischem Akzent geprägt, denn Reisführer Raymond Faure, der Franzose im Harz, hatte fortan das Sagen. In Wernigerode ersparte die Schlossbahn den AWO-Senioren zunächst den beschwerlichen Auf- und Abstieg zum Schloss. Aber auch die letzten Meter auf die Besucherterrasse und zurück waren für viele der Teilnehmenden schon eine echte körperliche Herausforderung. Der Blick auf Schloss wie Rathaus war leider von Baumaßnahmen beeinträchtigt. Die Stadt selbst wurde vom Marktplatz aus mit sachkundiger Führung erschlossen. Nach einer Mittagsrast erfolgte bei angenehmem Sonnenschein Teil zwei der Stadtführung. Übrigens der einzige Moment in der ganzen Zeit, in der der Brocken sichtbar und nicht wolkenverhangen war. Entlang der Brockenbahn führte der Rückweg nach Hahnenklee über Schierke, wo der bekannte Kräuterlikör „Schierker Feuerstein“ in der Apotheke zahlreiche Abnehmer fand.

Ziele des vierten Tages waren Goslar und der Westharz. Auch hier bot die Fahrt mit einer Bimmelbahn direkt ab der einzigen vollständig erhaltenen Kaiserpfalz einen ersten Blick auf die mehr als 1000-jährige Stadt. Danach führte Raymond durch seine große Liebe und neue Heimatstadt Goslar. Leider war ein eiskalter Wind nicht die beste Voraussetzung für längeres Verweilen in den engen Straßen und Gassen, sodass das tägliche Glockenspiel auf dem Marktpatz zur Mittagsstunde ein willkommenes Finale mit Einkehr in einem warmen Café oder Wirtshaus einläutete. Am Nachmittag wurde nach einer unfreiwilligen Verzögerung die Rückfahrt über das hochgelegene und windumtoste Torfhaus angetreten.

Nach den drei „Weltkulturerbestätten“ in Clausthal-Zellerfeld, Wernigerode und Goslar durfte die Vierte im Bunde, Quedlinburg, natürlich nicht fehlen. Auch dort nahm man zunächst wieder in einer Bimmelbahn Platz, um sich bei einer Stadtrundfahrt einen Überblick zu verschaffen. Vom Marktplatz aus führte Raymond, angereichert mit Geschichte und Geschichtchen, durch die von zahllosen und dadurch Deutschlands höchster Dichte an Fachwerkhäusern geprägte Innenstadt. Weiter ging die Rundfahrt durch den Ostharz zu einem besonderen Highlight dieser Reise, dem Hexentanzplatz bei Thale. Der Blick von der Höhe dieses mächtigen Felsengesteins über das tief eingeschnittene Bodetal hinüber zur Roßtrappe war nicht nur wegen der damit verbundenen Sage mehr als faszinierend. Auf dem weiteren Weg zurück ins Hotel passierte man den Rappbode-Stausee, Braunlage und Sankt Andreasberg. Zum Hotel selbst wären neben den reichhaltigen Frühstücks- und Abendbuffets besonders die abendlichen Besuche in der Kamin Bar hervorzuheben, die dank sehr anpassungsfähiger Discjockeys nicht nur beste Unterhaltung garantierten, sondern auch manch unerkanntes Talent bei Tanz und Karaoke zum Vorschein brachte. Da fiel auch der Ausfall des üblichen Bingo-Abends nicht groß ins Gewicht.

Die Heimfahrt hatte dann noch ein weiteres Schmankerl mit dem Besuch der Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen zu bieten. In dieser Mühle verbrachte Busch seine Kindheit wie Jugend und holte sich dort die Anregungen für seinen Klassiker „Max und Moritz“. Die Mühle wird von einem Ehepaar bereut, das es wissens- und wortreich verstand, nicht nur die damalige Zeit mit ihren sozialen Lebensumständen zu beschreiben, sondern auch die Funktion der noch fast im Ursprung erhaltenen Mühle durch Ingangsetzen des vor dem Haus befindlichen Wasserrades transparent zu veranschaulichen. Zum Ende und würdigen Abschluss der sechstägigen Reise trug das gemeinsame Mittagessen mit bayrischer Kost auf der „Königsalm“ bei Nieste, nach Aussage der Betreiber Deutschlands nördlichster Alm, bei.

Staufrei brachte dann die seit Jahren bewährte und daher allseits sehr beliebte Fahrerin Michaela Ufer, neuerdings bei der Fa. Sauter in Oberzehnt, ihre Reisegruppe fast wohlbehalten zur geplanten Ankunftszeit an die Bergstraße zurück. Der kalte Ostwind, und nicht wie in den Vorjahren Corona, zeigte hier leider schon erste Auswirkungen. Die gebührende Anerkennung und Belohnung an Michaela erfolgten bereits in Nieste durch den 2. AWO-Vorsitzenden Lorenz Schumacher. Teilnehmerin Levona Eckstein wiederum dankte Margarete und Horst Knop für die Ausarbeitung des Reiseprogramms und die tägliche Betreuung.

Titelbild: Majestätisch und beeindruckend die Stabkirche in Goslar-Hahnenklee. (Bild Margarete Knop)

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